Buch: "Farbe bekennen" - Erstausgabe von 1986 / AutorInnen: Katharina Oguntoye, Mary Opitz, Dagmar Schultz (Hg.)/ Verlag: Orlanda Frauenverlag
"Farbe bekennen" - Erstausgabe von 1986

 

SCHWARZ / WEISS

Deutsche Kolonien und Geschichte der Afrodeutschen aus weiblicher Perspektive

- voraussichtlich März bis November 2023 - 

 

Die Geschichte der Schwarzen besteht bis heute aus vielen weißen Flecken. Obwohl die deutsche Kolonialzeit „nur“ von 1884-1918 dauerte, war sie nicht weniger brutal als die anderer Kolonialmächte und hat Auswirkungen bis in die Gegenwart.

 

 

Frauen spielten im Hintergrund eine wichtige Rolle. Sie gingen als Missionarinnen in die Kolonien, als Dienstmädchen und künftige Farmersfrauen. Damit sollten sie die „deutsche“ Kultur verbreiten und verhindern, dass weiße Männer mit Schwarzen Frauen Kinder zeugten. Einige engagierten sich in Frauen-Kolonialvereinen, andere reisten als Forschungsreisende nach Afrika. Sie trugen dazu bei, den rassistischen Gedanken von der angeblichen Minderwertigkeit der Schwarzen zu verbreiten und rechtfertigten deren Ausbeutung.

 

Für die einheimischen Frauen in den Kolonien bedeutete das doppele Unterdrückung als Schwarze und als Frauen. Viele wurden sexuell missbraucht. Die deutschen Kolonialherren drückten ihren Untergebenen einen deutschen Namen auf. Noch heute hat ein Großteil der Bevölkerung in Namibia (dem früheren Deutsch-Südwestafrika) deutsche Vorfahren und ein kleinerer Teil deutsche Namen.

 

Spätestens seit der Kolonialzeit lebten auch Schwarze im Deutschen Reich. Sie kamen als Dolmetscher*innen oder als Mitglieder von sogenannten Völkerschauen. Zum Teil erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft, waren aber von einer Gleichberechtigung weit entfernt. Ihr Kampf um Anerkennung erhielt in der NS-Zeit einen herben Rückschlag. Die Nationalsozialisten hatten ähnliche rassistische Vorstellung wie die früheren Kolonialherr*innen. Die Ausgrenzung der Schwarzen ging bis zu Zwangssterilisierungen.

 

In den Aufbaujahren der BRD und DDR erging es den Schwarzen Deutschen kaum besser, zumal kein Unrechtsbewusstsein ihnen gegenüber bestand. Angeregt unter anderem durch die US-Aktivistin Audre Lorde, entwickelte sich in den Achtzigerjahren unter Afrodeutschen ein stärkeres Bewusstsein für Fragen der Geschichte und Identität. Katharina Oguntoye, May Ayim (Opitz) und Andere schlossen sich zusammen und veröffentlichten das Buch „Farbe bekennen“. So entwickelte sich eine schwarze Frauenbewegung in Deutschland, die gegen die doppelte Diskriminierung kämpfte.

 

Rassismus zeigt sich auch darin, dass die Geschichte der Afrodeutschen (oder anderer Minderheiten) totgeschwiegen wird. Dem will das Frauenmuseum mit seiner Ausstellung entgegen treten in Anlehnung an die von der UN beschlossene Internationale Dekade für Menschen Afrikanischer Abstammung (2014-2024). Ziel der Dekade ist es, "die Anerkennung, Gerechtigkeit und Entwicklung von Menschen Afrikanischer Abstammung zu fördern und rassistische Diskriminierung und Rassismus zu bekämpfen.“ 

 

Digitopia

Digitale Welten und Selbstbestimmung

- voraussichtlich März - November 2024 - 

 

In welcher Welt wollen wir leben? Bestimmt der Mensch die Technik oder kontrolliert diese ihn schon und weite Teile der Gesellschaft? In allen Bereichen wirft die sich rasant entwickelnde Digitalisierung grundlegende ethische und gesellschaftspolitische Fragen auf. Ab Ende 2021 werden mit der Rationale 5 die digitalen Entwicklungen und ihre Auswirkungen auf die neuen Lebens- und Arbeitswelten in Bezug auf die Frauengeschichte thematisiert. Kunst- und Kulturschaffende, Informatiker*innen und Ingenieur*innen zeigen in ihren Werken und interaktiven Projekten im Rahmen der Ausstellung die vielfältigen Aspekte des Menschlichen, das durch die technischen Entwicklungen in bisher nie gekannter Weise herausgefordert wird. 

 

Wirken Kunst und Kultur als ethisches Korrektiv bedrohlicher technischer Entwicklungen? Jenseits von dystopischer Angstlust oder utopischem Optimismus wird an die rationalen Ideenwelten der europäischen Aufklärung angeknüpft und an der Schnittstelle zwischen Kunst und Technik der Versuch einer kritischen Standortbestimmung unternommen. Dazu können Ausstellungsbesucher*innen im Frauenmuseum als Future Lab Einblicke in das Programmieren bekommen und gegebenenfalls im 3D - Drucker ein eigenes Werk herstellen.